Don´t kiss, just eat!

Eine meiner Freundinnen hat gestern wirklich folgendes erlebt: Nach einem Kinobesuch ging sie mit ihrem männlichen Begleiter in ein Lokal in Münchens Stadtmitte, um noch eine Kleinigkeit zu essen.

An den Nachbartischen saßen eine grölende Damengruppe, bei denen der Prosecco in Strömen floss und ein offenbar frisch verliebtes Pärchen, das sich immer mal wieder küsste. Möglicherweise dadurch erotisiert, ganz sicher aber inspiriert, knutschten meine Freundin und ihr Begleiter dann auch zwischen den georderten Essenshäppchen. Bis hierher klingt das nicht besonders spektakulär, oder?

Die laute Damenrunde zahlte endlich und verließ das Lokal; zurück blieben die beiden Paare, die leise vor sich hin busselten. Übrigens in der hintersten Ecke des Lokals. So weit so gut.

ABER dann … Sie kam sehr plötzlich, sehr schnell und vor allem sehr laut! Im Stechschritt raste sie auf die beiden Tische zu und forderte unüberhörbar von den Unbedarften: „Zu Ihrer Info: Wir sind eine seriöse City-Lounge* und es wäre nett, wenn Sie das hier unterlassen könnten. Einige Gäste schauen schon zu Ihnen rüber. Sonst muss ich Sie auffordern, das Lokal zu verlassen!“ Die Sie war Bedienung, Kellnerin und Moralapostel in einem!

Wow!!! Ich gebe zu, als ich das hörte, war ich doch ziemlich überrascht. Schreiben wir nun eigentlich das Jahr 2013 oder das 14. Jahrhundert? Befinden wir uns in München oder im Iran? Die Androhung auf Lokalverbot für zwei schmusende Paare – das finde ich nicht nur stark übertrieben, sondern echt bedenkenswert.  Was für eine Doppelmoral leben wir da bloß?

Vor kurzem erst las ich in der Zeitung, dass das Küssen in der Wiener U-Bahn wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verboten wurde. Genau so fing das damals mit dem Rauchverbot auch alles an … Vielleicht müssen wir uns wirklich Gedanken darüber machen, ob so widerliche Schweinereien wie Küssen in der Öffentlichkeit zukünftig nicht hinter blickdichten Vorhängen, in schalldichten Räumen (wegen der Nachbarn!) top secret erledigt werden sollte. Abhörsicher versteht sich! Strafrechtlich gesehen sollte diese Art von Provokation auch unbedingt an oberster Priorität stehen! Weil wir sonst offenbar keine anderen Sorgen haben.

Schon klar, dass Harry & Sally ihre berühmte Orgasmus-Szene im gleichnamigen Film nicht in dieser seriösen City-Lounge* inszenierten! Man stelle sich das bloß mal vor …

 

*) Bei der „serösen City-Lounge“ handelt es sich um das Lokal „Bohne & Malz“ – empfehlenswert fürs Essen, aber nicht zum Schmusen 😉

 

Foto: © Jiri Miklo – Fotolia.com

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5 Antworten
    • Andrea Bräu
      Andrea Bräu says:

      Lieber Sebastian, das ist ja eine super Info! Aber ganz ehrlich: zwischen Schmusen und jemandem in den Schritt greifen, liegen doch wahrlich viele Farben zwischen schwarz und weiß;-). Der Gastwirt in Ihrem Link scheint außerdem noch einen religiösen Hintergrund zu haben … In vielen muslimisch geprägten Ländern wird in Lokalen auch kein Alkohol ausgeschenkt und da erklärt sich ein Kussverbot wohl von allein;-)!

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      • Sebastian
        Sebastian says:

        Ja natürlich besteht da ein sehr großer Unterschied. Ich habe mich durch Ihren Blogeintrag nur an den Artikel erinnert, weil das „Innsbrucker Kussverbot“ auch hier bei uns vor einem halben Jahr durch die Medien ging.

        Antworten

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